Ex-Ministerin Hartinger-Klein zur „Patientenmilliarde“: „Das war ein Marketing-Gag“

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Ex-Ministerin Hartinger-Klein zur „Patientenmilliarde“: „Das war ein Marketing-Gag“

Ex-Ministerin bekam einen „Wutanfall“, als sie vom Wording des Koalitionspartners ÖVP hörte.

Es war schon spät an diesem Mittwoch, deshalb sprach sie zügig. Doch in ihrer Aussage war Beate Hartinger-Klein Mittwochabend im parlamentarischen U-Ausschuss durchaus klar und streckenweise sogar überraschend.

Wie berichtet war die frühere Sozialministerin der FPÖ in die Kritik geraten, weil sie sensible Unterlagen aus ihrer Zeit als Ressortchefin der öffentlichen Kontrolle entzogen und die Arbeit des Rechnungshofs erschwert haben soll. 2022 haben die Prüfer die Fusion der Gebietskrankenkassen unter die Lupe genommen und moniert, dass Hartinger-Klein „Privat-Akten“ aus dem Kabinett und diverse, für die Fusion durchaus relevante Unterlagen, ins Staatsarchiv bringen ließ. Das Problem: Dort liegen sie die nächsten 25 Jahren unter Verschluss und können weder vom Rechnungshof noch sonstwem kontrolliert werden.

Hartinger-Klein brauchte das nicht groß zu erklären. Sie wies einfach darauf hin, dass allein der Begriff „Privat-Akten“ Unsinn sei – weil es keine privaten Akten gebe, sondern nur private Dokumente und offizielle Akten.

Das Wesentliche aber war etwas anderes, nämlich der Hinweis, dass sie nichts anderes getan hat, als das Bundesarchiv-Gesetz zu erfüllen.

Das Gesetz sehe eindeutig vor, dass alle Unterlagen des Kabinetts sofort nach dem Ende der Dienst-Tätigkeit dem Staatsarchiv zu übermitteln seien.

Sie habe weder Akten vernichtet, verschwinden lassen oder Anweisungen gegeben, diese zu schreddern.

Ist das Bundesarchivgesetz veraltet? Natürlich ist es das, findet Hartinger-Klein. „Es müsste dringend reformiert werden.“ Aber man könne ihr nicht vorwerfen, dass sie sich an Gesetze gehalten hat.

Was den Umbau der Sozialversicherung – aus den neun Gebietskrankenkassen wurde die ÖGK – angeht, ist Hartinger-Klein überzeugt, dass die Reform ganz richtig war. Es sei im Sinne der Patienten wichtig gewesen, dass alle ASVG-Versicherten bei gleichen Beiträgen auch die gleichen Leistungen bekommen.

Was suggeriert wurde

Keine Freude hat die Freiheitliche bemerkenswerterweise mit dem Begriff der „Patientenmilliarde“. Für Hartinger-Klein ist er falsch und „suggeriert etwas anderes“. Man habe mit der Fusion nicht gespart oder weniger Geld investiert, sondern mehr Geld für zusätzliche Arzt-Leistungen bei der ÖGK freigemacht.

Warum dann der Begriff der Patientenmilliarde?

Hartinger Klein erklärt das so: Die Patientenmilliarde sei ein Begriff von ÖVP-Strategen wie dem ÖVP-Kommunikationsleiter Gerald Fleischmann. „Das war ein Marketing-Gag.“ Und als sie als zuständige Ministerin erfahren habe, dass die ÖVP diesen Begriff verwende, „da habe ich einen Wutanfall bekommen.“

Quelle: https://kurier.at/politik/inland/ex-ministerin-hartinger-klein-zur-patientenmilliarde-das-war-ein-marketing-gag-u-ausschuss-parlament/402852805 vom 10.04.2024 um 19:03 Uhr

Zwei Sozialversicherungsposten werden vorzeitig nachbesetzt

WIENER ZEITUNG.at/Nachrichten/Politik/Österreich

Zwei Sozialversicherungsposten werden vorzeitig nachbesetzt

Nach der Suspendierung des Kassenleiters wird auch die Stellvertreterfunktion neu ausgeschrieben.
Es war ein unrühmliches Kapitel im Gefolge der von der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung beschlossenen Zusammenlegung von 21 auf fünf Sozialversicherungsträger. Zunächst war der Büroleiter des Dachverbandes, das ist der oberste Managementposten in den Sozialversicherungen, im Juli suspendiert worden. Wenig später wurde publik, dass der Verwaltungsgerichtshof einer Beschwerde der SPÖ-Vertreter gegen die 2019 erfolgte Besetzung des Spitzenpostens großteils stattgegeben hat. Wie der „Wiener Zeitung“ nun von informierter Seite der Sozialversicherung erklärt wurde, hat es inzwischen intern den Beschluss gegeben, nicht nur den bisherigen Posten des Leiters, sondern auch jenen des Stellvertreters vorzeitig neu auszuschreiben.

Die reguläre Funktionsperiode läuft mit Ende Juni dieses Jahres aus. So lange wollte die Konferenz der Sozialversicherung allerdings nicht zu warten. Nach der Suspendierung des Leiters der Dachorganisation, Martin Brunninger, führte sein Stellvertreter Alexander Burz interimistisch die Geschäfte. Mit der Neuausschreibung wird auch dessen Stellvertreterposten im Dachverband neu besetzt, wie zu erfahren war. Diese Neubesetzung solle möglichst rasch erfolgen, wurde außerdem erklärt. Brunninger war 2019 mit FPÖ-Unterstützung in die Führungsfunktion bestellt worden.

Suspendierung auch mit Stimmen der FPÖ
Im Zuge der Suspendierung ist ihm vorgeworfen worden, bei der Veranlagung von Rücklagen gegen die Geschäftsordnung und gegen Dienstpflichten verstoßen zu haben, wie die Vorsitzenden des Dachverbandes, Ingrid Reischl vom Gewerkschaftsbund und Peter Lehner vom Wirtschaftsbund mitteilten. Er hat die Vorwürfe vehement zurückgewiesen und die Beurlaubung als grundlos bezeichnet. Dessen Suspendierung durch die zehn Mitglieder umfassenden Konferenz der fünf Sozialversicherungsträger ist im Vorjahr einstimmig – auch mit den Stimmen der FPÖ- Vertreter – erfolgt.

Kür innehalb von zehn Minuten
Die Höchstrichter am Verwaltungsgerichtshof bewerteten, dass die Kür des Topmanagements im Juni 2019 rechtswidrig mit zwei Sitzungen innerhalb von nur zehn Minuten erfolgt sei. In der Zeit hätten 400 Seiten an Unterlagen durchgelesen werden sollen. Außerdem seien mit den nicht rechtzeitig erfolgten Sitzungseinladungen ebenfalls die Pflichten verletzt worden. In der Zwischenzeit gibt es auch einen Bericht des Rechnungshofes, wonach die Fusion der Sozialversicherungen statt der von der türkis-blauen Bundesregierung in Aussicht gestellten „Patientenmilliarde“ sogar Mehrkosten von mehr als 200 Millionen Euro verursacht.

Quelle: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2175066-Zwei-Sozialversicherungsposten-werden-vorzeitig-nachbesetzt.html mit Stand vom 20.01.2023 um 13:24 Uhr